Mittwoch, 9. November 2011
Chez’s Zuhause
Die Steinformationen, die wir nach dem Aufwachen um uns herum gesehen haben, sind erst der Anfang. Nach Erreichen des Navajo National Monuments – so heißt das Monument Valley wohl eigentlich, sind wir vom Anblick der einzeln in den Himmel ragenden rötlich schimmernden Felsen begeistert.



Im Visitor Center wird man auf den National Park und seine Bewohner eingestimmt.





Das ist grundsätzlich sehr gut gemacht, aber doch noch sehr theoretisch. So richtig hineinversetzen in diese völlig andere Lebensweise können wir uns noch nicht. Das sollte anders werden, denn dann kam Chez. Da man mit einem RV nicht durch das Reservat fahren darf, was, nachdem wir die Straßenverhältnisse im wahrsten Sinne des Wortes hautnah erlebt haben, für eine Weiterfahrt mit einem unversehrten RV auch wirklich besser ist, sprechen wir auf dem Parkplatz diesen sympathischen jungen Mann an, der ganz lässig an seinen Jeep gelehnt steht.



Da Nebensaison ist und die Touristen nicht in Strömen fließen, werden wir uns mit ihm einig, dass wir drei einen gemeinsamen Ausflug durch sein Zuhause machen. Das war für uns der totale Glücksfall, dass wir in Chez einen Navajo getroffen haben, der auch noch tatsächlich im Reservat lebt, aber dazu später.
Rauf auf den Jeep



und los geht’s auf der elendigsten Buckelpiste, die wir je erlebt haben. Da sind die Huckel der besten Achterbahn bei Mickey and Friends eher Übungsstrecken, obwohl Chez versucht, so gut es geht, den besten Weg zu fahren, wären wir das ein oder andere Mal - trotz eisernen Festhaltens – fast von der „Ladefläche“ gepurzelt.
Und dann erleben wir eine private Führung, die uns nicht nur die in jedem besseren Western zu sehenden Steinformationen zeigt,









sondern auch in das Backcountry führt, so dass wir auch die Petroglyphen





und zum Beispiel die riesige Navajofrau sehen können, die man nach seinen Erklärungen auch wirklich erkennt.



Auf unsere Frage, wie denn seine Familie nun wirklich hier leben würde, überlegt er kurz und sagt dann, dass er uns mit zu sich nach Hause nehmen würde und uns sein Zuhause zeigen würde. Er ist Mitgleid einer der letzten acht Navajofamilien, die noch im Reservat selbst wohnen, obwohl wohnen – gemessen an unseren Maßstäben schon zu viel ist.
Die Familie lebt hier



mit insgesamt 12 Personen, wobei wohl ständig mehr Besuch dazukommt. Die Familie lebt von Touristenführungen, ein wenig Viehzucht
und dem Herstellen von Schmuck etc, der von den Frauen verkauft wird.



Da Chez darum gebeten hat, dass wir bei ihm Zuhause nicht photographieren, sind wir dem Wunsch natürlich nachgekommen. Nur so viel, keiner von uns würde unter diesen Bedingungen auch nur einen Tag leben wollen. Zu fünft in einem ca. 12 Quadratmeter großen Raum schlafen, das ganze bei im Sommer durchschnittlich 35 Grad, ohne fließendes Wasser – der Wasserwagen kommt alle zwei Tage – sind da nur der Anfang.
Wir sind ganz ehrlich, dass wir froh waren, nicht dort zum Essen eingeladen worden zu sein, da wir nicht gewußt hätten, wie wir da etwas hätten runter bekommen sollen.
Insgesamt haben seine Erzählungen allerdings die Meinung der älteren Navajofrau, die wir zuvor kennengelernt hatten, unterstützt. Die Navajos fühlen sich von der Gesellschaft sehr schlecht behandelt und diskriminiert. Das ihnen zugewiesene Land würde keine ausreichende Grundlage bieten, um sich eine Lebensgrundlage zu schaffen. Solche Blicke hinter die Kulissen der Touristenmaschinerie beeindrucken einen dann natürlich ein wenig mehr als die reinen Fakten des Reiseführers. Aber die Frage bleibt doch, wie die Formationen zustande gekommen sind. Da hilft der Reiseführer weiter:
Z.B., dass vor mehreren hundert Millionen Jahren die Region des heutigen Monument Valley zunächst aus einem riesigen Tieflandbecken bestand. In ihm wurden zunächst Schichten über Schichten von Sedimenten aus den frühen Rocky Mountains im Becken abgelagert und verfestigten sich zu Gestein, hauptsächlich zu Kalkstein und weicherem Sandstein. Die markanten Tafelberg-Strukturen bestehen aus etwa 275 Millionen Jahre altem De Chelly Sandstein. Vor etwa 70 Millionen Jahren wurde die Oberfläche durch stetigen Druck von unten angehoben. Das einstige Becken wurde zu einem 2100 m hohen Felsplateau. In den letzten 50 Millionen Jahren arbeiteten Wind, Regen und Temperaturen daran, die Oberfläche des Plateaus zurückzuschälen. Der Vorgang des einfachen Abtragens der sich abwechselnden harten und weichen Gesteinsschichten schuf die gewaltigen Tafelberge, die bis zu 300 m hoch über die Hochebene des Colorado-Plateaus ragen. Die deutlich erkennbare rötliche Farbe der Felsen resultiert aus dem Eisenoxid, das in den Gesteinsschichten enthalten ist.

Und das Ganze sieht dann so beeindruckend aus:









Es war ein phantastischer Tag, an dem wir nicht nur die Westernseite des Reservats, sondern auch viele intensive Eindrücke aus dem Navajoleben mit nach Hause nehmen.