Montag, 25. Juni 2012
Mauer - nur 14 km lang
Vor der Einreise nach Chna hatten wir etwas Bedenken, da wir vor ein paar Wochen, als wir über China nach Vietnam geflogen sind, schon beim alleinigen Transit vom Zoll auseinandergenommen und investigativ befragt worden sind, dass uns vor dieser Einreise in die Volksrepublik doch etwas mulmig war. Zudem ist ein Hong Kong - Visum in China wohl immer noch ein Visum zweiter Klasse, da es - wie wir selbst erlebt haben - ohne weitere Angaben bzgl. der genauen Reiseroute - sehr einfach zu erhalten ist. Aber wieder einmal sind wir überrascht worden. Die Einreise war einfach wie zum Beispiel nach Thailand - unglaublich. Keiner wolllte wissen, wo wir genau hinwollen oder wie lange wir bleiben. Damit haben wir nicht gerechnet. Völlig unbehelligt fliegen wir weiter nach Xi'an.
Xi´an - würde keiner kennen, wenn da nicht in der Nähe die Terrakottakollegen wohnen würden. Aber es ist eine chinesische Millionenstadt, wie so viele andere Millionenstädte, die einem, wenn man nicht intensives Interesse für China entwickelt hat, auch nichts sagen würde. Aber die Stadt an sich hat, so haben wir uns erzählen lassen den typischen Charme einer chinesischen Großstadt, den man nicht auf den ersten Blick entdeckt. Es ist alles sehr großzügig und sehr symmetrisch angelegt. Alles macht einen irgendwie bombastischen und für uns doch etwas gewöhnungsbedürftigen Eindruck, den wir aus den anderen asiatischen Ländern nicht kennen.
Den Flair einer echten Chinatown ( wie sich das der Touri so vorstellt ) und das wirklich " Altchinesische " muß man suchen - kann es aber auch finden und zwar zum Beispiel hier in der Nähe der großen Moschee, die im Jahre 742 erbaut wurde und insgesamt vier Gärten vor der eigentlichen Moschee hat, die alle jetzt endlich einmal richtige chinesische Gärten sind. Mitten in der riesigen Stadt herrscht hier Vorstadtatmosphäre und eine unvergleichliche Ruhe.









Appropos Ruhe - wir hatten mit tauseden von lärmenden Mopeds gerechnet wie in Thailand und Vietnam. Weit gefehlt - es ist fast leise in dieser Stadt, da fast alle Mopeds und auch viele Autos mit Elektromotor ausgestattet sind. Beim ersten Betreten der Straße schaut man sich deshalb auch etwas ungläubig um und denkt sich: Irgendetwas ist anders, aber was? Es ist leise - mitten in der Rushhour.
Selten sieht man noch einmal einen solchen Transport:



Aber hier in der Nähe der Moschee gibt's noch die Vogelkäfige an den Straßenecken und die Garküchen auf der Straße.











Das nächste, was anders ist, fällt dann bei Einbruch der Dunkelheit auf. Es ist so dunkel - ja klar, nachts ist es meistens dunkel, aber ab 20:00 Uhr und nach Enbruch der Dunkelheit erwartet man doch in den Wohnhäusern Licht. Hier nicht! Hier wird Strom gespart und zwar nicht so ganz freiwillig von den Einwohnern. Das geht hier wohl zum Teil zum Leidwesen der Menschen ganz einfach. Die Gemeinde sperrt den Strom für bestimmte Stadtteile und schon wird's bei Kerzenlicht wieder ganz gemütlich. Durch Nebenstraßen kann man sich dann eigentlich nur noch mit einem Blindenhund sicher bewegen, den wir gerade nicht dabeihatten. Zur Folge hat diese Energiepolitik, dass sich die Stadt nach Beginn der Dämmerung schlagartig leert und das typisch asiatische Straßenleben nicht stattfindet. Schade eigentlich ...
Während die Leute dann Zuhause auf gemütlich und heimelig machen, wird der noch zur Verfügung stehende Strom andernorts gebraucht und das sehr dekorativ. Da brennt jedes Lämchen, das einen Glühdraht hat. Erst ganz in rot als Wegweiser



und, wenn man dann draufsteht - auf der 14 Kilometer langen Stadtmauer - in allen Farben, die der Kasten hergibt.









Ach nein, wir vergaßen, diese Häuser



hier bekommen auch nicht die ganze Wucht der Sparpolitik zu spüren. Hier darf geleuchtet werden. Auf der Rollerbladebahn unterhalb der Stadtmauer ist es zwar streckenweise etwas düster, was die Kids aber nicht zu stören scheint. Bis tief in die Nacht hinein wird hier zu amerikanischer Popmusik gerollert.
Ist es dann wieder hell geworden, kann man sich die Stadt während einer Fahrradtour über die Mauer







etwas genauer anschauen und stellt fest, dass die Mauer die Stadt in Alt und Neu trennt, wobei der Traum jeder chinesischen Familie wohl ist, im neuen Teil zu wohnen. Alt sieht so aus:



und neu dann so:



Dann würden wir wohl alt wählen, aber das ist nur einer der vielen Unterschiede zwischen den Chinesen, die wir während unserer Zeit hier kennengelernt haben, und uns.
Noch einmal hier runter



und schon sind wir rum. Da trommelt doch 'was -



während die Damen wie von Sinnen auf die Trommeln eindreschen, maschieren die Herren etwas lustlos



durch einen Innenhof nahe der Mauer - warum genau? Das hat sich bis zum Schluß nicht geklärt, aber getrommelt haben sie schön. Leider spricht man hier sehr sehr wenig Englisch, so dass meist nur das typische Lächeln



zurückkommt.
Das Trommeln hat in Xi'an aber eine lange Geschichte. Bereits 1380 wurde dieser Drum Tower in Xi'an errichtet.





Im Innern sind noch die seit Jahrhunderten genutzten Trommeln zu besichtigen, die in der damaligen Zeit in der Stadt die Zeit und andere Anlässe lautstark gemeldet haben.





Am gesamten Gebäude entlang sind in rotes Holz Geschichten geschnitzt, die auch heute noch den Kindern erzählt werden sollen, was einem nicht ganz glaubhaft erscheint, da auch hier jeder 14 - Jährige nicht mit dem Märchenbuch, sondern mit dem Handy rumrennt. Aber gut, vielleicht schlägt hier auch mehr der Wunsch der älteren Generation durch. Auf der anderen Seite des Platzes steht das andere Wahrzeichen der Stadt der Belltower und genau - messerscharf geschlossen - stehen dort keine Trommeln, sondern





Und von innen ist er detailliert verziert und beleuchtet.



Noch 'was ganz anderes - Taxifahren in manchen Städten China's. Man reist hinter Gitterstäben, aber mit Frensehuntermalung, damit's im Knast nicht zu langweilig wird. Das Geld wir dann durch die Stäbe gereicht.



Eine sichere Fahrt - für alle Beteiligten. Warum - auch das wissen wir nicht so recht - können es nur ahnen. Weiter geht's mit einer ungelösten Frage: Warum heißen die Wildganspagoden eigentlich Wildganspagoden. Keine einzige wilde Gans weit und breit, oder?



Dies ist die Große ihrer Art - 64 Meter hoch, von außen mit Ziegeln versehen und im Innern aus Holz errichtet, mit einem schönen Ausblick auf die Stadt



und von einer Vielzahl von kleinen Tempeln umgeben,







die alle wieder mit unendlich vielen kleinen Malereien versehen sind.



Konfuzius in Überlebensgröße ist auch hell auf begeistert von dem Wildgansturm.



Da kommt die kleine Pagode der Flugtiere so gar nicht recht zur Geltung - mitten im Neubaugebiet.



Vorsicht -



Genau! Mit jedem Verbotschild hätten wir in China gerechnet, aber nicht mit diesem:



Jetzt kennen wir sie - die Stadt Xi'an, die wir wahrscheinlich nie besucht hätten, wenn nicht die steinernen Soldaten hier marschieren würden - aber das ist eine andere Geschichte.