Montag, 25. Juni 2012
Jede Menge Männer
inselwooge, 16:20h
Morgens 10:00 Uhr in China und gefühlt spricht keiner Englisch. Da krieg' du mal raus, wo der Bus zu den Terrakottas abfährt. Irgendwo hier!
Geholfen hat erst das Immitieren eines Soldaten beim Maschieren und das sofortige Verharren in einer quasi versteinerten Position. Die Umstehenden waren bestimmt kurz davor, die Herren mit den weißen Westen zu bestellen, aber Not macht ... . Die blöde Frage des Mitreisenden, ob das jetzt auf Dauer so bliebe, bleibt am Besten unbeantwortet und man steuert stattdessen auf den zugewiesenen Bus 306
zu. Im Bus selbst sind Ausländer rein haarfarbentechnisch
eindeutig in der Unterzahl.
Ca. 70 Kilometer später weist uns dieser Schirm
dann den Weg auf das Gelände der Soldaten aus Terrakotta, das - dem Anlaß entsprechend - sehr monumental daherkommt, um der Leistung des Kaisers Qinshihuang, der für sich diese Grabstätte mit wohl insgesamt 7000 Soldaten hat errichten lassen, angemessen zu zelebrieren.
Von links nach rechts sind das Halle 1, Halle 2 und das Museum.
Auf geht's mit
und das ist wirklich ein überwältigender Anblick, auch wenn man das schon so oft irgendwo im Fernsehen oder in Büchern gesehen hat.
Alle angetreten, zumindest die, die schon wieder zusammen - und in Reihe gesetzt wurden und das sind zur Zeit ca. 2000. Das ca. 50 x 150 Meter große Grabungsfeld ist so aufgebaut, dass vorne in in drei Reihen ca. 60 Herren nebeneinander,
dahinter in 10 Kolonnen jeweils 4 Kollegen nebeneinander stehen. Dazwischen laufen immer wieder Pferde und die dazugehörigen Pferdeführer.
Vorne rechts, wo die 6 steht,
das war der einzige Eingang in die unterirdische Aufmarschhalle.
Weiter hinten liegen die Einzelteile der weiteren Besetzung noch in Wannen durcheinander
und warten darauf, dass sie auch wie die Herren dahinter zusammengesetzt auf Halde stehen dürfen.
Diese hier sind fertig zur Eingliederung.
Er hier
läßt noch seine Bemalung ein wenig erahnen, die alle Soldaten hatten, die sich allerdings ab dem Zeitpunkt des Sauerstoffkontakts bis auf eine Handvoll Ausnahmen wieder aufgelöst hat.
Die Arbeit der Zusammensetzung sieht wirklich zeitraubend und damit langwierig aus, da teilweise die Decke über den Aufstellungen zusammengebrochen ist und darunter nur noch Scherben zu finden sind.
Bis das alles aus den Schächten geschaufelt und gebürstet,
zusammengefügt, vermessen und gewogen ist,
das dauert. Wir haben uns fest vorgenommen, in 10 Jahren noch enmal wiederzukommen, um dann hoffentlich noch mehr von den geschätzten 7000 Soldaten zu sehen.
In Halle 2 wartet die Kavallerie auf's Ausbuddel. Dort erkennt man eigentlich nur durch die gewellte Bodenform, daß dort auch wie in Halle 1 die Herren in Reihe zu erwarten sind.
Zudem sind in Halle 2 die Prototypen aller Kämpfer ausgestellt - wie zum Beispiel diese hier:
Halle 3 ist dann den Offizieren vorbehalten, von denen erst wenige freigelegt wurden.
Ansonsten herrscht hier noch ganz schönes Chaos:
Geht man dann weiter in die Exihibition Hall
kann man den ganzen Stolz der Restaurateure sehen - zwei Bronzewagen, die unmittelbar neben dem bislang auch noch nicht bearbeiteten Feld der Hauptgrabstätte des Qin Shi gefunden wurden.
All das, was es hier zu bestaunen gibt ist wirklich mehr als beeindruckend und im Museum kann man auch lernen, wie die Herren hergestellt wurden.
Jede der hohlen Figuren wurde auf stabile Beine gesetzt, die zudem auf einer Platte standen. Hohle Köpfe, Arme und Beine aus verkohlter Erde wurden mit Gipsstreifen auf diese Beine gesetzt. Nachdem dieses Grundmodell zusammengefügt war, wurde es von einer feinen Gipsschicht bedeckt und Details Augen, Mund und Nase, sowie Einzelheiten der Kleidung wurden in die Gipsmasse geritzt, solange diese noch formbar war. Ohren, Bart und Rüstung wurden extra gefertigt und dann hinzugefügt. So sieht wirklich jede Figur anders aus und ist einem der damaligen 6 Volksstämme des Landes wie aus dem Gesicht geschnitten. Anschließend wurde die ganze Figur bei hohen Temperaturen gebrannt.
Und eine traurige Seite hat diese Meisterleistung der damaligen Kunst natürlich auch. Die 700.000 Zwangsarbeiter wurden für die Errichtung seiner Bestattungsstätte geopfert. Alle Arbeiter und kinderlosen Konkubinen wurden mit dem König begraben, damit das Geheimnis gewahrt wurde.
PS: Wanted dead or ... - die Träger dieser aparten Kopfbedeckungen!
Es handelt sich um sehr durchsetzungsstarke chinesische Bürger, die jedes Opfer für die Betrachtung der Ausgrabungen aus Reihe eins in Kauf nehmen. Vorsicht, die Täter sind bewaffnet und machen erbarmungslos Gebrauch von Stöcken, Schirmen und Taschen.